Wärmepumpe für Mehrfamilienhäuser: Möglichkeiten, Kosten & Abrechnung

Wärmepumpe in einem Mehrfamilienhaus

Die 2024er Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes sieht abgesehen von einigen Ausnahmeregelungen vor, dass neu eingebaute Heizungen zu mindestens 65% mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Oft ist das nur mit einer Wärmepumpe erreichbar.

Die Wärmepumpenheizung jedoch steht in dem Ruf, hauptsächlich für Ein- bis Zweifamilienhäuser ein sinnvolles Heizsystem zu sein. Noch wird sie in Mehrfamilienhäusern nur selten eingebaut. Gewiss stellen Wärmepumpen im Mehrfamilienhaus höhere Anforderungen an Planung und Umsetzung. Dennoch können sie auch dort eine ebenso effiziente wie wirtschaftliche Lösung bieten. Erfahrungen sowie Projekt-Studien unter Beteiligung des Fraunhofer Institutes (LowEx-Bestand) bestätigen das. Aber welche Möglichkeiten können für beim Nachrüsten in einem Mehrfamilienhaus in Betracht kommen?

Zentralisierte Organisation für das komplette Gebäude

Nach einer Studie des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. waren im Jahre 2019 rund 82 % der Wohngebäude in Deutschland mit einer Zentralheizung ausgestattet. Das dürfte sich bis heute nur um wenige Prozent geändert haben. Als Trägermedium in den Rohrleitungen der Heizung dient in der Regel Wasser. Da bietet es sich an, bei der Sanierung dieser Zentralheizungen auf ein zentrales Wärmepumpensystem zu setzen.

Bei der Erneuerung oder beim Nachrüsten kommt in diesen Fällen eine Großwärmepumpe häufig auf Basis einer Erdwärme- beziehungsweise Sole-Wasser-Wärmepumpe oder einer Luft-Wasser-Wärmepumpe infrage. Alternativ kann eine zentrale Luft-Luft-Wärmepumpe über ein Leitungssystem im Treppenhaus das gesamte Gebäude mit Wärme versorgen.

Eine andere Möglichkeit ist, mehrere Wärmepumpenheizungen hintereinander zu schalten. Für diese Wärmepumpenkaskade werden häufig ebenfalls Luft-Wasser-Wärmepumpen oder Luft-Luft-Wärmepumpen eingesetzt. Ihre Außengeräte lassen sich auf dem Dach montieren oder vor dem Haus aufstellen.

Für die Warmwasserbereitung kann es effizienter sein, ein eigenes System mit Durchlauferhitzer zu nutzen. Übernimmt aber eine Luft-Wasser-Wärmepumpe mit niedrigen Vorlauftemperaturen die Versorgung mit Warmwasser, sollten in jeder Wohneinheit Frischwasser-Stationen vorhanden sein, die alle Hygieneanforderungen unter anderem gegen die Bildung von Legionellen erfüllen.

Dezentraler Aufbau für einzelne Wohnungen oder Etagen

Bei einer dezentralen Organisation wird für jede Wohnung oder jede Etage im Mehrfamilienhaus eine Wärmepumpe installiert. Gut geeignet dafür sind Luft-Wasser-Wärmepumpen. Sie können auch die Erwärmung von Warmwasser übernehmen, müssen es aber nicht. Die Außeneinheiten finden wie bei einer Klimaanlage an der Außenwand Platz. Eine dezentrale Abluftwärmepumpe hingegen kommt allen Erfahrungen nach über die Warmwasserbereitung hinaus hauptsächlich in Mehrfamilienhäusern infrage, die in Niedrigenergie- oder Passivhausbauweise errichtet sind.

Zentral oder dezentral – was ist besser?

Modernes Reihenhaus mit Wärmepumpe

Eine zentrale Großwärmepumpe oder Wärmepumpenkaskade ist im Vergleich zur Installation von Wohnungs- oder Etagen-Wärmepumpen meistens mit geringeren Kosten verbunden. Dafür jedoch können dezentrale Systeme effizienter sein sowie individuelle Anforderungen besser unterstützen. Auch erlauben sie es, das Nachrüsten mit Wärmepumpen etappenweise durchzuführen, sind aber insgesamt mit einem höheren Preis verbunden.

Welche Art Wärmepumpe ist im Mehrfamilienhaus sinnvoll?

Zu den klassischen Wärmepumpen zählen Sole-Wasser-Wärmepumpen und Wasser-Wasser-Wärmepumpen. Während Sole-Wasser-Wärmepumpen Umweltwärme über Flächenkollektoren oder Erdwärmesonden aufnehmen, geschieht das bei Wasser-Wasser-Wärmepumpen über das Grundwasser.

Nur selten jedoch ist die Verlegung flächenintensiver Flächenkollektoren in der Umgebung eines Mehrfamilienhauses möglich. Auch die Einbringung von Erdsonden oder die Grundwassernutzung kann insbesondere im innerstädtischen Bereich nicht infrage kommen beziehungsweise nicht genehmigungsfähig sein.

Als Alternative dazu bieten sich neuere Technologien wie die Eisspeicher-Wärmepumpe an. Dabei handelt es sich eigentlich um eine Sole-Wasser-Wärmepumpe, die ihre Energie allerdings aus einem Eisspeicher bezieht. Beim Wärmeaustausch kann sich das darin enthaltene Wasser bis zum Gefrierpunkt abkühlen und enorme Mengen an Kristallisationsenergie freisetzen. Um das gefrorene Wasser wieder in den flüssigen Zustand zu versetzen, muss Wärmeenergie beispielsweise mithilfe einer Solarthermieanlage zugeführt werden.

Eine weitere Variante der Sole-Wasser-Wärmepumpe ist die Abwasserwärmepumpe. Sie nutzt sogenannte Kanalwärmetauscher, um dem bis zu 20 °C warmen Abwasser Wärme zu entziehen. Des Weiteren bietet es sich im Mehrfamilienhaus an, Abluftwärme zu nutzen. Als Wärmequelle steht hier warme Luft, die sich unterhalb des Dachs sammelt, zur Verfügung. Selbst im Winter sind in diesem Bereichen vergleichsweise hohe Temperaturniveaus vorhanden. Zudem hat die Nutzung dieser Wärme einen kühlenden Effekt auf das Dachgeschoss.

Vor allem zum Nachrüsten im Altbau kann auch eine Hybrid-Wärmepumpe geeignet sein. Sie bestehen aus einer gemeinsam geregelten Kombination, die eine Wärmepumpe zur Grundversorgung mit Wärme und einen Gaskessel einschließt, der Spitzenlasten abdeckt und im Winter einen erheblichen Teil der Versorgung übernimmt. Allerdings gibt es für die Hybrid-Lösung seit dem 28.07.22 keine Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) mehr. Eine Luft-Luft-Wärmepumpe allerdings ist zum Nachrüsten im Altbau meist weniger geeignet. Sie ist hauptsächlich in neuen Mehrfamilienhäusern mit hervorragenden Dämmwerten sinnvoll.

Luft-Wasser-Wärmepumpe oft die ideale Wahl fürs Nachrüsten im innerstädtischen Mehrfamilienhaus

Auch im Altbau dagegen können Luft-Wasser-Wärmepumpen bei angemessenem Preis eine geeignete Wahl sein. Ihnen dient die Umgebungsluft als Wärmequelle. Für sie müssen also keine Erdarbeiten erfolgen. Infolgedessen ist für sie keine gesonderte Genehmigung erforderlich. Es muss lediglich Platz für das Außengerät vorhanden sein. Der darin enthaltene Ventilator saugt Luft an. Eventuelle Lärmbelästigungen, die dabei entstehen, können mit Schalldämmgehäusen abgemildert werden. Die eingesaugte Luft gelangt an den Verdampfer. Darin zirkuliert ein Kältemittel, welches bereits bei minus 20 °C verdampfen kann. Für das Heizsystem wird aber eine bestimmte Vorlauftemperatur benötigt. Dafür erhöht ein elektrisch angetriebener Verdichter den Dampfdruck. Sobald die benötigte Temperatur erreicht ist, gelangt der verdichtete Dampf zum Verflüssiger. Hier findet ein weiterer Wärmeaustausch statt. Diesmal geht die Wärme auf das Heizsystem zur Verteilung und Nutzung im Mehrfamilienhaus über. Das verflüssigte Kältemittel durchläuft ein Expansionsventil, wobei Druck und Temperatur sinken. Der Kreislauf kann von Neuem beginnen.

Welche Kosten sind für eine Wärmepumpe im Altbau zu erwarten?

Im Rahmen der aktuellen Änderung des GEGs wurden Gutachten erstellt, die mehrere Szenarien berücksichtigen. Die gesamten Investitionskosten für eine zentrale Wärmepumpe in einem unsanierten Mehrfamilienhaus mit sechs Wohneinheiten werden hier mit einem Preis von 78.080 Euro veranschlagt. Die Kosten für die Instandsetzung des Gas-Brennwertkessels würden aber nur bei einem Preis 19.080 Euro liegen. Das heißt, dass die erhöhten Investitionskosten, die sich jährlich zu 8 % in Abrechnung der Mieten geltend machen lassen, liegen bei 59.000 Euro beziehungsweise 4.720 Euro per anno. Die Modernisierungsumlage pro Monat und Quadratmeter beträgt 0,79 Euro. Darüber hinaus rechnen die GEG-Gutachten im Laufe von 18 Jahren mit Einsparungen bei den Betriebskosten von 69.444 Euro im Vergleich zu den Betriebskosten mit instandgesetztem Gas-Brennwertkessel.

Bei der Abrechnung der Mieten sparen Vermieter und Mieter mit einer Luft-Wasser-Wärmepumpe

Interessant ist ebenfalls, dass Vermieter bei der Abrechnung der Mieten pro Monat und Wohneinheit im Mehrfamilienhaus mit einer Luft-Wasser-Wärmepumpe um einige Euro besser liegen können als mit einem neuen Gaskessel. Ebenso sieht es für Mieter im Mehrfamilienhaus aus. Sie sparen bei den Energie- und Wartungskosten und müssen keine CO2-Abgabe zu leisten. Dafür fällt lediglich die Modernisierungsumlage an. Unterm Strich können die Einsparungen monatlich mehr als 20 Euro betragen.

Adresse

ökoloco GmbH
Im Teelbruch 130
D-45219 Essen

Telefon    +49 / 2054  860 320
Telefax     +49 / 2054  860 32 99
Email       hallo@oekoloco.de

Sie suchen eine individuelle Beratung?
Wir sind für Sie da