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Legionellen sind Bakterien, die sich vor allem in warmem, stehendem Trinkwasser vermehren. Bei Menschen lösen sie heftige Symptome wie Erbrechen und hohes Fieber aus. Wie sich eine Infektion erkennen lässt, was Betroffene bei einem Befall tun sollten und wie ein Test abläuft.
Legionellen sind Bakterien, die im Wasser entstehen und durch dieses transportiert werden können. Sie gedeihen besonders in stehendem oder langsam fließendem Wasser bei Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad Celsius. Über Wasserleitungen wie Wasserhähne oder in der Dusche gelangen sie in Kontakt mit Menschen und infizieren diese. Dabei übertragen sie zwei Krankheiten: Die sogenannte Legionellenkrankheit und das Pontiac-Fieber.
Auch als Legionärskrankheit bezeichnet, handelt es sich dabei um eine schwere Form der Lungenentzündung. Eine Infektion lässt sich anhand folgender Symptome erkennen:
Die Inkubationszeit beträgt zwischen 2 und 10 Tagen. Mit Spätfolgen ist jedoch nicht zu rechnen. So klingt die Krankheit meist nach spätestens 5 Tagen wieder ab. Sollte das nicht der Fall sein, gilt es dringend einen Arzt aufzusuchen.
Wichtig: Die Übertragung erfolgt ausschließlich durch infiziertes Wasser. Von Mensch zu Mensch ist die Krankheit nicht übertragbar.
Eine weitere Krankheit, die Legionellen übertragen, ist das Pontiac-Fieber. Grippeähnliche Symptome treten bereits nach 5 Stunden bis zu drei Tagen auf:
Die Heilung erfolgt meist selbstständig binnen ein bis zwei Wochen. Auch das Pontiac-Fieber ist nicht von Mensch zu Mensch übertragbar. Männer stecken sich im Gegensatz zu Frauen deutlicher häufiger an. Kinder sind fast nicht betroffen. Auch bei dieser Krankheit sind keine Langzeitfolgen bekannt.
Besteht der Verdacht auf Legionellen im Trinkwasser, gilt es zunächst einen Test durchzuführen. Einrichtungen wie Hotels, Krankenhäuser und Schwimmbäder führen ohnehin regelmäßig Legionellen-Tests durch.
Fachleute entnehmen Wasserproben aus verschiedenen Teilen des Wassersystems und analysieren diese auf das Vorhandensein von Legionellen.
Bei einem positiven Legionellen-Test in Deutschland müssen verschiedene Maßnahmen ergriffen werden, um die Ausbreitung der Bakterien zu verhindern und die Gesundheit der Menschen zu schützen. Dazu gehören:
Ein Befall mit Legionellen bedeutet zumeist erhebliche Einschränkungen für Mieter. Wasserhähne und Dusche dürfen üblicherweise über mehrere Tage nicht genutzt werden. Aus diesem Grund haben Mieter das Anrecht auf eine Mietminderung.
Dazu gibt es verschiedene Gerichtsurteile, die die Mietminderung je nach Schwere des Befalls zwischen 10% und 25% beziffern. Es empfiehlt sich das Gespräch mit dem Eigentümer zu suchen, um hier eine außergerichtliche, faire Einigung zu finden.
Stand das Wasser über einen längeren Zeitraum, beispielsweise während eines Urlaubs, können sich Legionellen in Duschkopf und Wasserleitung gebildet haben.
Ein einfaches Mittel zur Vorbeugung besteht darin, dass Wasser vor der Nutzung laufen zu lassen. Dabei sollten Nutzer Waschbecken, Dusche und Spüle vor der Nutzung etwa 10 Minuten lang aufdrehen.
Legionellen treten global ohne Begrenzung auf Längen- sowie Breitengrade auf. Als natürlicher Bestandteil vom Grundwasser und Oberflächenstehgewässern tragen vor allem falsche Temperaturen zur Vermehrung der Legionellen bei – und bei steigender Anzahl maximiert sich demzufolge das Risiko eines Krankheitsbildes. Darum gilt es vorwiegend bei statischen Wasserspeichern einen Temperaturspielraum von 25 bis 55 Grad Celsius zu vermeiden. Es ist festzustellen, dass sich die Umweltkeime unterhalb von 20 Grad Celsius minimal vermehren und ab 60 Grad Celsius meist abgetötet werden. Gerade in künstlichen Wasserkreisläufen wie in Gebäuden vermehren sich die Bakterien aufgrund der Temperaturen, Ablagerungen sowie Belägen der Rohre besonders gut. Die Übertragung der Legionellen erfolgt in der Regel durch belastete Wassertropfen. Insbesondere durch vernebeltes Wasser verbreiten sich die Bakterien über die Luft und gelangen durch die Atmung des Menschen in seinen Körper. Folgende Ansteckungsquellen sind besonders häufig:
Das Wachstum der Legionellen wird zum einen durch eine Temperatur zwischen 25 und 55 Grad Celsius gefördert. Weitere begünstigende Faktoren sind diese:
Info: Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist bei Legionellen ausgeschlossen.
Legionellen fühlen sich im warmen Ambiente besonders wohl. Daher erzielen sie eine Verdopplung ihres Bestandes bei einer Temperatur von 36 Grad bereits in drei Stunden. Für eine thermische Desinfektion reicht folgend eine zwanzigminütige Durchspülung bei etwa 55 Grad Celsius. Wird die Temperatur nach oben gefahren, verringert sich dieser Zeitraum – bei 60 Grad Celsius sind es rund zwei Minuten, bei 70 Grad Celsius nur wenige Sekunden. Die Nutzung von kaltem Wasser unter 25 Grad Celsius trägt vor allem zur Stagnation des aktuellen Bestandes bei und legt die Grundlage für das Ziel der Vorgabenrichtlinie der Trinkwasserverordnung. Sollten minimale Temperaturerhöhungen oder sehr kurzfristige Standarderhitzungen in einem langen Zeitraum stattfinden, kann es zu einer Ausbildung der Resistenz der Legionellen gegenüber Hitze kommen – sie generieren einen Ruhezustand für diesen kurzen Moment.
Ein indirekter Nachweis eines befallenen Heizungssystems ist die Infektion eines Nutzers. Da die Symptome anderen Krankheiten ähneln, ist falscher Stolz fehl am Platz. Bei einem Einsetzen der genannten Symptome ist sofort der Arzt aufzusuchen, da sich bei schneller Diagnose gute Heilungschancen einstellen. Mit einer einfachen Urinprobe können die Legionellen und die Diversifikation der Legionellen-Art bereits nachgewiesen werden. Im Lungensekret sind die Bakterien ebenso zu diagnostizieren. Zudem weisen Antikörper gegen diese Erreger im Blut auf ein Vorkommen der Legionellen hin. Ein direkter Nachweis bezüglich des Bakterienbefalls für das Trinkwassersystem wird mittels Wasserprobe und Labortest durchgeführt. Diese Proben kosten zwischen 35 und 80 Euro.
Info: Jeder Legionellen-Befall ist meldepflichtig!
Tipp: Bei eigenem Bedenken beim Vermieter nach der letzten Prüfung samt Ergebnis nachfragen.
Info: Auf eigene Kosten kann eine Legionellenprüfung jederzeit durchgeführt werden. Bei einem tatsächlichen Befall geht die Verantwortlichkeit und Kostenübernahme auf die Vermietungsgesellschaft über.
Bei einem Legionellen-Befall stehen mehrere Möglichkeiten zur Beseitigung der Erreger parat:
Hydraulischer Abgleich
Mittels optimierter Einstellungen der Heizungsanlage auf allen Etagen und Heizkörpern können Legionellen langsam beseitigt und für die Zukunft vermieden werden.
Thermische Desinfektion
Öffnen aller Zapfstellen der Heizungsanlage und Durchfluss mit 70 Grad heißem Wasser für mindestens drei Minuten dezimiert die Legionellenkolonien.
Chemische Desinfektion
Neutralisierung der Leitungen von Legionellen mittels Chlor, Wasserstoffperoxid und Ozon.
UV-Bestrahlung
Physikalische Desinfektion des Warmwasserspeichers durch UV-Licht stört Stoffwechselprozesse und zudem die Fortpflanzung der Bakterien. Dies wird meist mit der Integration einer Warmwasser-UV-Desinfektionsanlage kombiniert.
Ultra-Filtration
Besonders kleine Partikel werden dank Installation eines Mikrofilters am Kaltwassereingang aus dem Wasser herausgenommen – bei etwa 20 Millionstel Millimeter breiten Filter auch die Legionellen.
Zur Vermeidung der Ausbreitung von Legionellen sind Gebäudebesitzern in Form der Trinkwasserverordnung einige Auflagen gesetzt. Diese enthält folgende Regelungen:
Zudem besteht eine Untersuchungspflicht bezüglich Verdunstungskühlanlagen sowie Kühltürmen.
Eine wirkungsvolle Prävention ist die Verhinderung der Bakterienvermehrung im Trinkwasserleitungssystem der Heizungsanlage. Des Weiteren helfen diese Maßnahmen:
Da sich Legionellen vor allem in stehenden Gewässern im gefährlichen Maß vermehren, sollten Hausbewohner nach längeren Abwesenheiten Folgendes beachten. Im Anschluss an Standzeiten des Wasserkreislaufes – beispielsweise nach einem Urlaub – sollten ein paar Liter Wasser ohne Nutzung einfach durchfließen. Zusätzliche Gefahren bestehen bei folgenden Situationen:
Hygienisches Wasser wird erzielt, wenn es erst beim Verbrauch erwärmt wird und nicht bereits im Vorfeld. Daher empfiehlt sich ein Durchlauferhitzer oder Wärmetauscher für die Anwendung im Haus.
Tipp: Frischwasser erkennt man daran, dass es etwas kälter aus dem Wasserhahn gelangt als abgestandenes Brauchwasser.
Verwaltungs- und Wohnungsbaugenossenschaften sind zu einer Prüfung alle drei Jahre verpflichtet. Dies gilt auch für Häuser ab drei Wohnungseinheiten. Für Ein- beziehungsweise Zweifamilienhäuser existiert als Kleinanlagen mit einem Wasserspeicher von 150 bis 200 Litern keine Prüfpflicht – dies ändert sich, sobald ein (Ver-)Mietverhältnis vorhanden ist.
Eine Legionellenschaltung erwärmt das Wasser in einem festen Abstand – meist einmal täglich – auf 60 Grad Celsius. Auch bei einer Nichtnutzung eines Leitungsstranges sollte der Vermehrung entgegengewirkt werden. Aufgrund einer erlaubten Zirkulationspause bei Großanlagen und einer fehlenden Zirkulation bei Kleinanlagen darf diese Methode gern auch mit einem kritischen Auge betrachtet werden. Mittels Durchlauferhitzer lässt sich eine kontrollierte und effektive Alternative einbauen. Von Experten wird oft gemahnt, dass einmaliges Erhitzen pro Zeitraum im Gegensatz zu einer zirkulierenden Erwärmung pro Nutzung einen Ruhezustand bei den Erregern bewirken kann. Dies hat zur Folge, dass sich die Legionellen mit der Zeit resistenter gegenüber höheren Temperaturen zeigen.
Bei Nichterfüllung der Werte muss umgehend das Gesundheitsamt informiert werden. Dies gilt auch bei der Feststellung eines medizinischen Vorfalls einer betroffenen Person.
Der Mieter kann bei gesundheitlichen Bedenken jederzeit Kontakt zum Vermieter bezüglich einer Auskunft über die letzte Legionellenprüfung aufnehmen. Auch bei einer anstehenden Prüfung durch zertifiziertes Personal muss der Vermieter den Betritt der Wohnung rechtzeitig mit der Begründung des Besuches ankündigen.
Es klingt verlockend, durch eine Herabsenkung der Vorlauftemperatur oder des Warmwasserspeichers spürbar Geld zu sparen. Allerdings steigt die Wahrscheinlichkeit einer Vermehrung der Legionellen um wenige Grad unter die empfohlenen Richtwerte immens. Die Hausbesitzer setzen sich einem höheren Risiko auf eine hartnäckige Lungenentzündung aus. Es ist besser nur so viel Wasser zu verwenden, wie auch gebraucht wird. Dann wird erstens die Zirkulation hoch gehalten und zweitens benötigt der Erwärmer weniger Energie für die Heizung – auch das Abstehen von Wasser im Speicher wird vermieden.
Über den Autor
Bernhard Hoff
Bernd ist Betriebsleiter bei ökoloco. Er hat über 25 Jahren Berufserfahrung im Bereich Wärmepumpe und Öl-, bzw. Gasfeuerungsanlagen. Wenn Sie…
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